geboren am: 09. April 2011
Eltern: Emma von der alten Schmiede & Captain Jack von der Hexenbrücke
Nachkommen:
Eumel
Edita
Eleonore
Elina
Emba
Emmy
Enigma
Evita
4. Woche
5. Woche
6. Woche
7. Woche
Geburtsprotokoll
Wir schreiben das Jahr 2011, unendliche Weiten in unserer Galaxy.
Irgendwo an einem Ort, der nur für uns der Mittelpunkt des Universums ist. Das Geschehen der Entstehung von neuem Leben auf unserem Planet Erde.
Franken, das Metropol und Ausgansort wundervoller Lebewesen mit der Bezeichnung „ELO“, der Spezie Canus Lupus der Domestikation – Hund.
Logbucheintrag Samstag , 9. April 2011 (06.37 Uhr Sonnenaufgang)
Es scheint ein normaler irdischer Tag zu werden. Wir befinden uns in Oberfranken, nahe der Grenze zu Thüringen, Entstehungsort der Geburtsstätte der Frankenelos. Genaue Bezeichnung ELO`s von Lichtenstein.
Amseln, Meisen und andere Singvögel zwitschern ihr morgendliches Aufstehlied. Hummeln summen dabei als Backround im Takt. Ein herrliches Gefühl am frühen Morgen die Natur auf unserer Terrasse zu genießen. Irgendwie eine herrliche Ruhe, wenn da nicht ein nicht zum Alltag gehörendes Geräusch wäre. Emma, unsere angehende Mutter und Heldin der kommenden Tage und Wochen, läuft etwas unruhig durch unseren Garten und unterbricht teilweise mit ihren fiependen Lauten die morgendliche Ruhe.
Emma fiept und gräbt tiefe Löcher um die dicht bewachsenen Büsche am Rand unseres Hauses. Nur ihr Kopf ragt über die ausgehobene Mulde. Man sieht sie kaum. Der Rest von unserem Rudel, Dea, Uraja und Choy beobachten diese abwechslungsreiche Tätigkeit geduldig. Rocky, unser Kater, wundert sich nur und geht seines Weges.
Es scheint heute der Tag X zu sein, auf den wir alle sehnsüchtig gewartet haben. Wir messen Emmas Temperatur und unsere Vermutung wird durch Fakten bestätigt, 37,1 Grad. Genau 1 Grad Abfall von der Normaltemperatur. Dies bedeutet, es geht in den nächsten 12 Stunden los. Vorbereitungen zur Geburt haben wir bereits Wochen zuvor bis in Detail getroffen. Unsere Wurfkiste und das Säuglingsgehege ist ein Teil unserer Einrichtung geworden. Man muss auf alles vorbereitet sein und alle bekannten Situationen gedanklich durchspielen.
Es ist noch genügend Zeit und ich mähe den Rasen und die Sommerreifen vom Auto werden auch noch aufgezogen. Größere Arbeiten hatte ich mir für heute noch nicht vorgenommen, damit ich gleich mit dabei bin, wenn es los geht. 15:00 Uhr ist es mittlerweile und Zeit für ein schönes heißes Käffchen. Daniela ist beim Hausputz und beobachtet unsere werdende Mutter bei jeder Gelegenheit. Doch nun ist auch Dani soweit und wir sitzen gemeinsam auf der Terrasse um etwas zur Ruhe zu kommen. Ich, der etwas unruhigere von uns beiden, läuft wie immer umher auf der Suche noch irgendetwas erledigen zu können, was dringend gemacht werden muss. Genau! Es könnte ja in den nächsten Stunden der Winter einbrechen und ich hole noch Feuerholz für unseren Kamin ins Wohnzimmer. Drei Scheide in den Korb gelegt, da kommt mir Daniela entgegen und meint: „Es ist soweit Schatz!“ hmm….
Alles stehen und liegen gelassen, ausgiebig Hände gewaschen und desinfiziert.
Als ich unser Wohnzimmer betrete, höre ich schon das uns mittlerweile bekannte Geräusch, was immer egal wie geläufig uns die Situation geworden sein mag, mit gemischten Gefühlen begleitet wird. Zum einen Freude über den Anfang von neuem Leben, zum anderen die Gefahr und die Komplikationen, die eine Geburt mit sich bringt.
Emma ist eine instinktsichere Hündin und setzt ihren Atem und ihre Pressungen gekonnt ein. Es scheint jedoch etwas nicht ganz aufzugehen. Emma hat sich in ihrer Wurfkiste niedergelassen und versucht durch Scharren ihr Lager vorzubereiten. Emma bäumt sich auf, reckt ihr Hinterteil hoch und presst sich gegen den Rand ihrer Wurfkiste. Dann wieder ein Seufzer vom erfolglosem Ergebnis. Es will einfach nicht vorwärts gehen.
Es ist halb vier und der Tag wird in dieser Stunde Geschichte schreiben.
Pressen, hecheln und wieder ein raunzen vor einer Atempause. Das muss ja ein Koloss sein, was da so widerspenstig das Leben verweigert, sagte ich zu Daniela. Währenddessen redeten wir immer auf unsere Hündin mit beruhigender Stimme ein, wie toll sie doch ist und das sie das ganz klasse macht. Leider kann man in dieser Situation wenig unternehmen. Natürlich haben wir homöopathisch schon vor Tagen begonnen, Emma eine angenehmere Geburt zu ermöglichen, aber das ist eher nur unterstützend.
Ohhh…, Auweia, hmm…, pff…, jetzt….. Wir sitzen beide da und pressen mit, als hätten wir Einfluss auf den Vorgang den unsere tapfere Hündin alleine meistern muss.
Doch jetzt ist es soweit, nochmal ein schwergängiges pressen, drücken und hecheln. Emma hält die Luft an, drückt und quietscht laut, hört nicht auf und er, es oder sie steckt fest. Wir beruhigen Emma und warten die nächste Wehe ab, die den erlösenden ersten Welpen nun endlich ans Licht der Welt bringt. Gott sei dank. Emma hat den Ersten und ich finde immer den schwierigsten Schritt hinter sich.
Quälende Minuten für ein kleines hilfloses Lebewesen, das nun das Mutterherz und Züchterglück erfreut. Dieser Pfropf und Qualen bereitender Riese ist ein Junge und bringt satte 423 Gramm auf die Waage. Bei uns im Frankenland bedeutet Riese soviel wie Eumel oder Querkopf. Und schon hat unser Erstgeborener seinen Namen.15:55 Uhr ist der Zeitpunkt als Eumel ans Tageslicht kam. Zwar hatte er auf Grund einer Steißgeburt der Welt als erstes sein Hinterteil gezeigt, aber wir nehmen mal an, dies hat keinen psychologischen Hintergrund.
Daniela, die unterstützende Hundemama, hilft Emma beim trockenlegen und rubbelt mit einem Frotteetuch den Kleinen sauber und unterstützt dabei den Kreislauf des Kleinen. Emma leckt ihren Stammhalter, beißt behutsam die Nabelschnur durch und frisst Fruchthülle und Ausscheidungen um den Milcheinschuss zu unterstützen.
Eumel wird von uns an das Gesäuge gelegt, um die erste wichtigste Milch zu bekommen. Wir als Züchter müssen nun eindeutige Merkmale festlegen um jeden einzelnen Welpen wieder zu erkennen. Das ist sehr wichtig von Anfang an, wegen der täglichen Gewichtskontrolle. Wie jede Menschenmutter, so werden auch wir zuerst kontrollieren, ob alle Gliedmaßen vorhanden sind, oder ob sich Missbildungen abzeichnen. Auf den ersten intensiven Blick ist alles ok. Wir legen zuerst ein Zeichen fest, was bei dem Kleinen sehr schön zu sehen ist. Das Weiß auf seinem Kopf ähnelt der Springerfigur beim Schach. Und so wird er auch auf ein Formblatt unseres Vereins gezeichnet mit allen Daten und Fakten festgehalten. Dies wird folgend bei jedem geborene Welpen gemacht.
Nun geht’s weiter, das dachte sich wahrscheinlich auch Emma als sie kurz nach getaner Arbeit durch ihr innerliches Unbehagen von schmerzenden Vorboten gestört wird.
Hoffentlich nicht wider ein Eumel dieser Größe mit anstrengenden Beigeschmack meinte Daniela. Der Satz war kaum ausgesprochen, so hörten wir ein helles Fiepen, als Emma die Fruchthülle des Neugeborenen aufbeißt. Die Kleine war eindeutig ein Schnellschuss und hat den X-Faktor. Ein Mädchen war geboren, 373 Gramm. Nicht sehr viel leichter als ihr Bruder, aber Eumel hatte den Geburtskanal geweitet und ihr den Weg in die Freiheit leichter gemacht. Sofort fand die um 16:25 Uhr geborene an die Nahrungsquelle der Sättigung. Edita sollte sie heißen, wie Edita Abdesky, die Sängerin.
Kennzeichnungsmerkmal, weißes Gespenst auf dem Nacken ohne weitere Abzeichnungen. Es ist nicht immer einfach ein Symbol oder Zeichen zu erkennen, deshalb wundert sich vielleicht ein Außenstehender über derartige Fantasie.
Wir machen den erforderlichen Formulareintrag in unsere vorgefertigten Welpen-Setkarten neben bei und reinigen zwischenzeitlich das Lager unserer gewordenen Mutter. Laken werden gewechselt und die zwei Neugeborenen in eine Styroporkiste mit Wärmflasche gelegt.
Emma hat keine Zeit für eine Pause, immer wieder reichen wir ihr frisches gefiltertes Britta-Wasser, welches alle Hunde von uns gerne trinken.
Emma komm! Etwas Bewegung tut dir gut und fördert die Wehen, erzählte ich ihr, was sie in diesem Moment völlig ignorierte. Ihr Blick verrät mir, das sie dafür jetzt keine Zeit hat und ich dachte lesen zu können. Siehst du das nicht, oder bist du blind. Daniela meinte, was soll Emma jetzt draußen, der nächste Welpe steht doch bereits an. Upps… und schon drückt Emma ihr Hinterteil gegen die Wurfkiste. Tja, auch ein erfahrener Züchter kann ich mal irren. Was sagt uns das? Jede Geburt, egal wie oft und welche Umstände sich ergeben, ist anders.
Ohh…, ein fast unhörbares Stöhnen zeigt uns an, dass es wohl schon wieder soweit ist. Schon liegt ein winziges Etwas neben der Mutter regungslos da, um von der Fruchthülle befreit zu werden. Emma weiß genau was zu tun ist. Sorgfältig und behutsam öffnet sie den schleimigen Fruchtsack, bis ein erlösendes Piepsen, „ähnlich eines Meerschweinchen, wenn es das Rascheln der Futtertüte hört“ in hoher Tonlage ertönt.
„Ein schönes Kerlchen, sieht nach einem Rüden aus“, sagt ich so ohne bestimmte Erkennungszeichen. Aber nach den Gequieke kann es bloß eine Dame sein, fuhr ich fort. Genau so war es auch. Denn nur wenige Minuten nach ihrer Schwester, um genau 16:43 Uhr trat eine wunderschöne 344 Gramm schwere Hündin in unser Leben.
Emba wurde sie liebevoll getauft. Der Name wurde von unserer Nachbarin Trixi ausgesucht, denn sie unterstützt uns bei jedem unserer Würfe, da unser Jahresurlaub meist nicht ausreicht immer bei den Welpen zu sein. Somit wurde Trixi als Taufpatin von Emba eingesetzt. Emba ist der Name eines Flusses in Kasachstan. Das Kennzeichen war zum jetzigen Zeitpunkt sehr deutlich, die hellste Hündin mit dem meisten Weißanteil.
Es blieb kaum Raum für eine Verschnaufpause, als sich wenige Minuten danach ein Winzling ankündigte, den Emma wohl kaum gespürt haben musste. Leider ein sehr kleines Geschöpf mit Flecken am Körper wie die bekannte Lila Kuh. Mit gerade mal 185 Gramm, bekam der Rüde wenig Überlebenschance mit in die Wiege gelegt. Für uns bedeutet das jetzt, Emma weitest gehend zu unterstützen. Daniela bereitete sofort eine Welpenaufzuchtsmilch zu, die wir vorsorglich immer zu Hause haben. Die erste Milch nahm der Kleine nur mit unserer Unterstützung von der ernährungsreichen Milchbar zu sich. Den Name bekam der Zwerg auch gleich. Zart, wie die zarteste Versuchung, war auch sehr treffend und etwas einsam, weil er sich von den anderen stark unterscheidet. So bekam er der den Namen El-Lupo (einsamer Wolf).
Nun, nachdem der erste Hunger gestillt war, machten wir wieder Lagerreinigung und wechselten die Laken. Endlich war etwas Pause und ich nutzte derweilen den Geburtsstop um mit Emma nach draußen zu gehen. Nachdem was Emma getrunken hatte, war ihr Geschäft mit etwas mehr Zeit verbunden als üblich. Eine Erlösung war ihr ins Gesicht geschrieben. Ich versucht sie noch etwas zu bewegen, doch unsere Große drängte immer wieder Richtung Heimwärts. „Emma es hilft nichts, wir laufen noch ein paar Schritte“ und schon presste die auf der Wiese mit stöhnenden Lauten und ein kleines Etwas verließ ihren Hinterausgang. Ohne Fruchthülle, etwa genau so schwer, doch völlig leblos und einfarbig, ohne jegliches weißes Abzeichen lag es hinter ihr. Das natürlichste aller natürlichen Ereignisse, ihre Hinterlassenschaft! Emma hat mit gewisser Sicherheit eine kleine Ballast von sich gelassen, die ihr die Geburt nicht gerade erleichtert haben muss. Ich kontrolliere nochmals zur Sicherheit, ob es auch wirklich nur das ist, wonach es roch und gehe danach zufrieden zurück zur Geburtsstätte. Sofort fixiert sie ihre Wurfkiste und steuert geradewegs darauf zu. Es scheint als zählt sie die Neugeborenen, die da so hilflos vor ihr liegen.
Mit einem Seufzer legt sie sich achtsam um die kleinen Würmchen, die gerade von Daniela wieder zurückgelegt wurden. Kaum nahmen die Welpen ihren Platz ein und hatten endlich mit schwankenden Kopfbewegungen den Auslasshahn wiedergefunden, da ging`s schon weiter mit dem Stress, dachte sich Emma vermutlich. Wir nahmen die kleinen wieder von der Mutter in die Wärmebox, damit es zu keinen Verletzungen kommt, denn schon war deutlich zu erkennen, dass sich aus der Ruhe heraus ein weiteres Ereignis anbahnt. Im Grunde schien alles perfekt zu laufen. Genau wie im Züchterhandbuch, alles nach Plan. Doch wollen wir dieses mal nicht so laut äußern, denn wir sind ja noch nicht fertig. Emma`s Bauch machte wieder kontrahierende Bewegungen, die mit viel Anstrengung verbunden waren. Die Laute kann man nicht beschreiben, die eine Hündin in dieser Situation von sich gibt. Wir glauben jedoch, jeden Laut deuten zu können. Und dieser sagte uns „OBACHT, jetzt ist es wider so weit!“ Flutsch und ein Ebenbild ihrer Mutter drängte sich in die unangenehme kalte Außenwelt. Genau wie Emma als Welpe aussah, mit einem Bumerang im Nacken, mit 328 Gramm kam Emmy um 17:20 Uhr mit leiser Stimme zur Welt. Lecken, putzen, säugen, wie in einem Trance lief nun der Geburtsvorgang ab. Alles schön selbstverständlich. Daniela versorgte zwischenzeitlich unser Sorgenkind El-Lupo. Sehr schwach fühlte er sich an. Mit einem Tropfen Brandy versuchten wir den Kreislauf des Kleinen etwas anzukurbeln, was uns auch Erfolg brachte.
„Wir geben nicht auf, den Winzling am Leben zu erhalten“.
Ein ohrenstechendes hohes Piepsen ertönte ohne jegliche Ankündigung einer Geburt. Es war wirklich auffallend hoch. Vielleicht war es Lebensfreude. Oder es war schon das erste Meckern, warum sie so spät an der Reihe ist. Wir wissen es nicht, aber der Verlauf der nächsten Wochen wird es uns zeigen. 17:35 Uhr, mit dieser Stimme bekam die 377 Gramm schwere Hündin den Namen Evita, der gleichnamigen Oper. Erkennungsmerkmal: weißes langgezogenes Dreieck und kleinem Minipunkt darüber.
Wie bei jeder anstehenden Geburt lassen wir ein Röntgenbild oder Ultraschallbild erstellen, um zum einen zu erkennen ob alles ok ist und zum anderen hat es den Vorteil, man weiß in etwa wie viele Welpen zu erwarten sind. Unser Tierarzt meinte etwa 6 Welpen werden es.
Nun dann wären wir ja fertig. Doch falsches Spiel! Emma macht nicht den Eindruck als wäre sie in der Endphase. Die Wehen kommen noch regelmäßig und es bleibt kaum Zeit sich auszuruhen. Was muss unsere Hündin da erleben, Erschöpfung macht sich bemerkbar. Ständig reichen wir frisches Wasser, denn das Lecken und Trockenlegen verbraucht sehr viel Flüssigkeit. Eigentlich habe ich Hunger, doch irgendwie ist mir nicht danach. Dieses Gefühl ist das Einzige, welches bei jeder Geburt gleich geblieben ist, was mich betrifft. Wäre vielleicht ein neuer Abnehmtrend, die Geburtsdiät. Aber jeden Tag diese Gefühl möchte ich auch nicht haben.
18:00 Uhr pünktlich auf die Minute genau traf ein ganz besonderes Lebewesen in die Schneise der Lebensbahn ein. Dunkel wie die Nacht, wie Sternchen am Himmel war das Kleid von dem flauschigen Fell gekennzeichnet. Also ehrlich, „Emma, das machst du echt klasse, du bist eine wahrlich tolle Mama.“ Während sie die einen säugte, wird das Neugeborene so ganz nebenbei versorgt und trockengelegt. Daniela rubbelt den Zwerg jedoch etwas trocken um die Mutter zu entlasten. Mein Favorit ist geboren!
Wie in jedem Wurf gibt es einen kleinen Sieger für mich. Ich kann nicht genau erklären warum und weshalb, aber ich denke das ist ein wenig Intuition.
Da ich vermutete es war der letzte Welpe, bekam die 387 Gramm schwere Hündin den Namen Eleonore, wie das gleichnamige Auto. Ein schwarzer Mustang wie in dem Film nur 60 Sekunden mit Nicolas Gage.
Ein Eintrag in die Setkarte, Welpenbild gezeichnet, gewogen und sofort am immer wieder gern besuchten Saufgelage teilgenommen. Schmatz…., Schmatz….
Wohlschmeckend nicht zu überhören wird in gemütlicher Runde um die Wette getrunken. Flattrinken würde ein Jugendlicher sagen. Alles frei, alles was geht.
Endlich geschafft. Ruhe ist eingekehrt, …genau für 16 Minuten, denn dann kam noch eine kleine Überraschung, Etwas rätselhaft, was so viel bedeutet wie Enigma auf italienisch. Dieser leise Kandidat hat sich jedoch gleich blärrend bemerkbar gemacht, um nicht übersehen zu werden, bzw. überhört zu werden. Erkennungsmerkmal: weiße Friedenstaube im Nacken.
Wir lobten immer wieder unsere tapfere und geduldige Hündin, wie sie das alles meistert. Irgendwie sind auch wir stolze Eltern, eben auf einer anderen Ebene. Wir sitzen vor unserer Wurfkiste, streicheln der Hauptakteurin sanft über ihr Haupt und sind froh, dass alles glatt gegangen ist. Als ich gerade kontrolliere, dass jeder Welpe zufrieden eine Zitze ab bekommet, muss ich trauriger Weise feststellen, dass uns der einsame Wolf verlassen hat. Emma hatte sich vermutlich instinktiv auf ihn gesetzt und erdrückt, da die Überlebenschance ohne ständige Unterstützung sehr gering war, übernahm Emma eine Entscheidung, die in der freien Wildbahn selbstverständlich ist. Dies ist sehr traurig und klingt brutal und nicht gerade Mutter typisch, jedoch in der Tierwelt ein Zeichen von Instinktsicherheit. Wir werden den Kleinen einen schönen Platz in unserem Garten geben, so war es jedenfalls geplant.
Erschöpft, gezeichnet von den Strapazen, liegt Emma nun bei Ihren Säuglingen und scheint sich zu entspannen.
Wieder ein Tag der Geschichte schrieb. Zahlreiche Telefonate von Bekannten, Verwandten mussten wir immer zwischendurch abwimmeln, doch per SMS und MMS hielten wir die Neugierigen auf dem Laufenden. Jetzt erst mal wieder Zeit alles zu reinigen und zu desinfizieren.
Ein glücklicher Tag schien dem Ende zu zugehen.
Nach etwa einer Stunde, so gegen 19:30 Uhr sagte Daniela plötzlich, die neben der Wurfkiste lag und die Welpen wie ein loderndes Kaminfeuer beobachtete, „Schatz du ich glaub da kommt noch was.“
Ich lockte Emma aus ihrer Kiste und ging mit ihr nochmal nach draußen, was sie auch widerwillig tat. Vielleicht musste sie sich nochmal lösen, vermutete ich.
Auf der Wiese neben unserem Haus suchte sie nach einer geeigneten Stelle um ihr Geschäft zu erledigen, mit Erfolg. Emma drückte auf Grund der Geburt natürlich sehr vorsichtig und mit einem Stöhnen begleitet. Wir kamen zurück und ich sagte scherzhaft, „Ein kleiner brauner Stinker war es nur.“
Doch nachdem wir beide , trotz Emmas Freigang weitere Kontraktionen in der Bauchgegend wahrnahmen, schien doch noch ein Welpe im Geburtskanal zu stecken. Wehenschwäche ist ein gefährlicher Faktor, der bei einer Geburt auftreten kann. Ich beschloss, nachdem der Zeitpunkt zwischen dem letzten Welpen mehr als 2 Stunden vergangen waren, unseren Tierarzt anzurufen. Der war wie meistens , wenn wir anrufen, mit seiner Partnerin beim Essen. Ich erklärte die Situation und er meinte, wir treffen uns um 21:00 Uhr in der Praxis. Wir packten alle Welpen in die Wärmebox. Emma an die Leine und die erste Autofahrt war im vollen Gange. Nach mehr als 2 Stunden sollte man in dieser Situation schnell handeln. Emma hatte bereits geringe Flüssigkeit verloren, was bedeutet das die Fruchthülle bereits geplatzt war. Wir bangen nun um unsere Hündin. Es war alles perfekt und nun das. Normalerweise hätte ich bei früheren Geburten Oxidocin subcutan gespritzt, um die Wehen zu fördern, doch dies darf man jetzt nicht mehr ohne Tierarzt. Es ist 21:00 Uhr und Dr. Beck war bereits vor Ort um uns in Empfang zu nehmen. Er sagte uns nochmal, dass er schon gedacht hat, dass es was Ernstes ist, wenn wir anrufen, da er uns als erfahrene Hundehalter und Züchter einstuft. Er habe die meisten Geburtsprobleme oft schon am Telefon lösen können, meinte er.
Doch seine Prognose fuhr uns durch den ganzen Körper. Ein Ultraschallbild bestätigte die Vermutung, dass noch ein Welpe im Geburtskanal festhängt und ein Kaiserschnitt unumgänglich sei. Er untersuchte Emma auf dem OP-Tisch und sie bekam intravenös noch einen guten Liter verdünnten Traubenzucker zur Energiesteigerung. Zur Sicherheit spritzte er ihr noch eine Einheit Oxidocin, während Daniela mit den Tränen kämpfte, fing Emma laut an zu jammern und ein schmerzbegleitender lauter Schrei erlöste Emma von ihren Qualen. Eine Flüssigkeit drang aus ihrem Körper und flutete den gesamten OP-Tisch, kurz hinterher in einer Fruchthülle ein Welpe. Ich nahm den kleinen, befreite Ihn und legte den Endpfropf zwischen Emmas Vorderläufe, damit sie die Fruchthülle aufnehmen kann und beschäftigt ist während die Infusion ihr Gleichgewicht stärkt.
Glück gehabt, dachte ich und der Tierarzt rief die OP-Schwester wieder zurück und gab uns grünes Licht, dass ein Kaiserschnitt nicht mehr nötig sei. Ein Aufatmen von allen Seiten.
Der Tierarzt konnte wieder seiner wohlverdienten Freizeit nachgehen. Wir waren erleichtert, unsere Hündin keiner Gefahr aussetzten zu müssen und Emma hat ihr nun endlich letztes Baby gesund zur Welt gebracht. Mit 259 Gramm wurde die Hündin um 21:15 Uhr geboren. Auch hier ein deutliches Abzeichen, eine helle Hündin im Vergleich zu den anderen, mit einem weißen Gespenst im Nacken wie Edita, jedoch mit einem kleinen Punkt am Kopf.
Zu Hause angekommen, bekommt Emma wieder ihr frisch gemachtes Lager und ihre Welpen wurden angelegt.
Emmas Kopf senkt sich zu Boden und wirkt sichtlich entspannt.
Ein anstrengender jedoch wunderschöner Tag der immer in unseren Köpfen bleiben wird.